Vorhänge galten lange Zeit als bieder. Nun sind sie wieder Mode, wie ein Blick in Spezial- und Möbelgeschäfte klar macht: Es gibt nicht nur viele verschiedene Aufhängesysteme. Man kann mit Vorhängen auch freche Farbakzente setzen und den Raum neu beleben, ohne gleich den Maler kommen zu lassen.
Neben den klassischen Vorhängen, die an einer Schiene oder Stange befestigt sind, gibt es auch immer mehr moderne Vorhangsysteme wie Lamellen-Storen und Plissée-Faltstoren. Vorhänge dienen aber auch als Stimmungsmacher, Lichtschutz und als Lärmschlucker.
- Ringe, Clips oder Schlaufen: So befestigte klassische Vorhänge gleiten in einer Schiene, über eine Stange oder ein Seil. Sie lassen sich ohne grossen Aufwand auch selber nähen und montieren. Achtet man auf pflegeleichtes Gewebe, kann man solche Vorhänge auch gut selber waschen.
- Schiebesysteme: Komplizierter und teurer sind Schiebevorhänge. Sie bestehen aus mehreren grossflächigen, steifen Stoffbahnen, die sich einzeln verschieben lassen.
- Lamellen: Sie dienen vor allem als Licht- und Blendschutz. Mit den verstellbaren senkrechten Lamellen lassen sich Sonneneinstrahlung und Lichteffekte stufenlos regulieren.
- Plissées: Diese Vorhänge aus Stoffgewebe mit eingepressten Falten werden direkt an den Fensterrahmen montiert und können von unten nach oben und von oben nach unten verstellt werden. Sie sind in verschiedenen Formen erhältlich, eignen sich deshalb auch für runde oder abgeschrägte Fenster.
- Rollos: Speziell für Fenster, die man abdunkeln möchte.
- Jalousien: Mit waagrechten Lamellen aus Aluminium oder Holz sind sie vor allem ein guter Licht- oder Blickschutz.
Mehr Funktion oder mehr Atmosphäre?
Vorhänge beeinflussen den Charakter eines Raums weit mehr als man denkt. Deshalb ist es wichtig, vor dem Kauf gut zu überlegen, welche Wirkung man erzielen will. Die wichtigste Frage: Soll der Vorhang vor allem dekorativ wirken und Stimmung schaffen oder muss er auch neugierige Blicke verhindern, Schatten spenden oder den Raum verdunkeln? Wenn der Vorhang kaum je auf- und zugezogen wird, braucht es kein ausgeklügeltes Aufhängesystem. Eine einfache Stange und ein Vorhang mit Stoffschlaufen reichen. Wer die Vorhänge jedoch täglich nutzt, sollte darauf achten, dass sich die Ringe oder die Gleiter leicht und geräuscharm verschieben lassen und der Vorhangstoff stets schön fällt.
Luftig oder schwer?
Entscheidend für die Wahl des Vorhangstoffes ist, welche Atmosphäre man im Raum schaffen möchte. Je nach Dicke des Stoffes lässt sich das natürliche Licht dosieren: Dichtere Stoffe dämpfen und schaffen eine romantische Stimmung. Voluminöse Vorhänge schlucken auch mehr Schall. Doch dicke Stoffe sind nichts für einen Raum, wo man möglichst viel Tageslicht möchte – etwa zum Lesen oder Arbeiten. Für solche Zimmer sollte man leichte, helle und transparente Vorhänge wählen.
Regulierbarer Sichtschutz
Wer tagsüber möglichst viel Licht einlassen, nachts jedoch die Räume blickdicht haben möchte, muss nicht unbedingt zwei Vorhänge aufhängen. Dank spezieller Vorhangsysteme lässt sich der Lichteinfall stufenlos regulieren. Lamellen-Storen, Plissées, Jalousien oder Schiebevorhänge sind ideal. Man muss sich allerdings bewusst sein: Solche Vorhänge wirken häufig kühl, weniger gemütlich. Jalousien aus Aluminium oder Kunststoff haben zudem den Nachteil, dass sie schnell verstauben und aufwendig zu reinigen sind.
Praktisch zum Abdunkeln
Eine einfache und günstige Möglichkeit, Räume abzudunkeln, bieten Rollos. Es gibt sie in fast jeder Breite und Länge aus Stoff, aus Kunststoff, Bambus oder Papier. Nachteil: Lichteinfall lässt sich mit Rollos weniger gut regulieren als mit Lamellen. Rollos sollte man unbedingt in genügend grossem Abstand vom oberen Fensterrand befestigen, sonst lässt sich das Fenster kaum noch öffnen, ohne dass man das Rollo streift.
An der Wand oder an der Decke befestigen?
Vorhänge und Storen lassen sich an der Decke, an der Wand oder direkt am Fensterrahmen montieren. Am dominantesten wirken Vorhänge, die an der Decke befestigt sind, da sie die ganze Raumhöhe abdecken. In hohen Räumen und in Altbauwohnungen mit Stuckdecken ist es in der Regel schöner, wenn die Vorhänge über dem Fenster befestigt sind und noch ein Stück Wand frei lassen. Am unauffälligsten sind Vorhänge, die nur gerade die Fensterscheiben bedecken. Es gibt sie in einer einfachen Variante: Der Stoff – meist leicht und transparent – wird an einer ausziehbaren Alustange aufgehängt, die direkt auf dem Fensterrahmen fixiert wird. Solche Vorhänge dienen jedoch nur der Dekoration oder dem Sichtschutz und lassen sich nicht öffnen und schliessen. Besser regulierbar sind Plissée-Storen. Auch sie werden direkt am Fensterrahmen fixiert. Sie lassen sich aber beliebig nach oben und nach unten verschieben.
Selber montieren: Tipps
Das einfachste Aufhängesystem ist die Vorhangstange. Es gibt sie aus Holz, Metall und Kunststoff in allen Dicken und Längen, mit unterschiedlichen Wandhalterungen und verschiedenen aufsteckbaren Enden. Leichte Vorhänge lassen sich auch mit Drahtseilen aufhängen. Mit schweren und grossen Vorhängen drohen Seile aber schnell einmal durchzuhängen.
Etwas aufwendiger zu montieren sind Vorhangschienen. Sie sind mit einer, zwei oder drei Laufrinnen erhältlich und deshalb vor allem dann geeignet, wenn man zwei Vorhänge – zum Beispiel einen leichten, transparenten für den Tag und einen blickdichten für die Nacht – aufhängen möchte.
Auch für moderne Vorhangsysteme gibt es Sets für die Selbstmontage: Bei Plissée-Storen, die direkt auf den Fensterrahmen geschraubt werden, muss man darauf achten, dass zwischen der Scheibe und der Store genug Luft zirkulieren kann. Sonst kann es zu Hitzestaus und Kondenswasserbildung kommen.
Die richtigen Dübel
Viele Heimwerkerinnen und Heimwerker unterschätzen das Gewicht des Stoffes und befestigen die Schiene, die Stange oder das Seil nicht richtig. Die Folge: Die Aufhängung reisst aus. Wichtig ist, dass beim An- schrauben der richtige Dübel gewählt wird. Die weitverbreiteten Kunststoff-Universaldübel eignen sich vor allem für Beton. Für Hohldecken und dünne Wände braucht es spezielle Dübel – zum Beispiel Kipp- oder Ankerdübel –, damit die Aufhängung genügend belastbar ist.
Checkliste für den Vorhangkauf – und Pflegetipps
So bereiten Sie sich auf den Kauf von Vorhängen vor:
- Damit die Vorhänge farblich in den Raum passen, sollten Sie ein Muster jener Farbe mitnehmen, die den Raum dominiert.
- Machen Sie eine Skizze des Fensters und notieren Sie alle Masse. Vergessen Sie nicht, die Wandbreite und Raumhöhe zu notieren. Denn Vorhänge müssen mit den Raumproportionen harmonieren.
- Zeichnen Sie die Fensterbank, Heizkörper, Griffe usw. ein, die den Fall des Vorhangs behindern könnten. Notieren Sie, wie viele Zentimeter sie vorstehen.
Die besten Pflegetipps
- Beachten Sie die Pflegeanleitung, die sich an den Vorhängen befindet.
- Waschen Sie Vorhänge nicht öfter als nötig.
- Optimal ist, wenn die Waschmaschine ein Schonprogramm hat, bei dem die Vorhänge nur geschwenkt und nicht gedreht werden. Vorhänge auf keinen Fall schleudern oder im Tumbler trocknen.
- Vorhänge noch tropfend in der Waschküche aufhängen. Sobald sie nur noch feucht sind, an den gewohnten Platz zurückhängen. Das verhindert Knitterfalten.
- Grosse Vorhänge in der Badewanne spülen.
- Schwere Vorhänge mit dem Staubsauger absaugen. Manchmal ist eine chemische Reinigung möglich.
- Laufen Vorhänge nicht mehr so leicht in der Schiene: Wenig Vaseline mit dem Finger in die Schiene streichen – das hilft.
So finden Sie die passende Farbe
Bei der Wahl der Vorhangfarbe kann man altbekannte Weisheiten wie «Blau beruhigt» oder «Rot belebt» ruhig vergessen. Denn viel wichtiger ist: Die Farbe muss zum Raum und zur Einrichtung passen – und sie muss Ihnen gefallen. Der häufigste Fehler bei der Farbwahl: Man will ein kleines Zimmer mit knallig bunten Vorhängen aufpeppen. Solche auffälligen Vorhänge passen nur in grosse Zimmer. Je kleiner das Zimmer ist, umso zurückhaltender sollte die Farbe sein. In engen Zimmern, wo viele Möbel, Bilder und Pflanzen stehen, schaffen starke Farben noch mehr Unruhe und wirken einengend.
Geeignet für kleine Zimmer ist ein unauffälliger, heller Farbton. Das schafft Ruhe und lässt den Raum grösser wirken. Wer trotzdem einen frischen Farbtupfer im Zimmer setzen möchte, sollte darauf achten, dass der Vorhang einen Farbton aufnimmt, der im Zimmer bereits vorkommt – zum Beispiel im Sofa oder im Teppich.
Wer unsicher ist, liegt mit weissen Vorhängen kaum falsch. Weiss neutralisiert andere Farben und verhindert, dass diese zu aufdringlich wirken. Sehr wichtig ist das, wenn im gleichen Raum bereits eine grelle Farbe vorhanden ist – etwa ein knallroter Sessel oder ein bunt gemustertes Sofa. Dann sollte die Vorhangfarbe zum Beispiel Weiss, Beige oder Grau sein.
Allergiker wählen leichte Vorhänge oder Jalousien
Wer allergisch auf Pollen oder Hausstaubmilben reagiert, sollte auf dicke Vorhänge, die ständig auf- und zugezogen werden, verzichten. Sie wirbeln zu viel Staub auf. Gut sind leichte Stoffe, die man alle drei Monate wäscht. Noch besser sind beschichtete Rollos oder Jalousien, die sich feucht abwischen lassen. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass der Vorhang keine Schadstoffe ausdünstet. Viele Produkte sind mit Mitteln behandelt, die vor Motten, Schimmel, Knittern oder Einlaufen schützen und Flammen hemmen. Erkundigen Sie sich, ob der Stoff solche Chemikalien enthält. Oder wählen Sie Vorhänge, die Sie selber waschen können. So lassen sich ausdünstende Schadstoffe reduzieren.